Mikro Depots: Eine Lösung auch für Münster?

Stadt Münster

In ihrem Diskussionsbeitrag „Nachhaltige Mobilität in der Stadtregion Münster“ haben Industrie- und Handelskammer und Handwerkskammer zuletzt zentrale Handlungsfelder für eine nachhaltigere Mobilität aufgezeigt. Bewusst ausgeklammert wurden dabei bisher die innerstädtischen Liefer- und Wirtschaftsverkehre. Hier setzte die Veranstaltung „City Logistik und Mikro Depots: Ein guter Ansatz auch für Münster?“ der Wirtschaftsinitiative Münster (WIN) an, die am 17.03.2022 bei der PSD Bank stattfand und von der IHK Nord Westfalen und dem Handelsverband NRW Westfalen-Münsterland unterstützt wurde. Die Moderation des Abends übernahm Oliver Pauli von placebotheater.

Der Lieferverkehr nimmt auch in Münster stetig zu. In 2020 wurden laut Bundesverband Paket und Expresslogistik deutschlandweit 4,05 Mrd. Kurier-, Express- und Paketsendungen verschickt, 10,9% mehr als in 2019, Tendenz weiter steigend. Einen besonderen Anteil hat dabei das Segment Business to Customer (B2C), das inzwischen 68% der Paketsendungen ausmacht. Der Lieferverkehr stellt damit eine zunehmende Herausforderung für das Verkehrsgeschehen in Städten wie Münster dar. Grund genug, sich mit möglichen Lösungsansätzen für eine nachhaltigere City Logistik zu beschäftigen und dabei auch Beispiele aus anderen Kommunen heranzuziehen. Dr. Sebastian Stiehm von der Firma agiplan GmbH, die bereits verschiedene kommunale Konzepte in NRW begleitet hat, stellte den Vorschlag „Mikro Depots“ vor, die die Verteilung und Zustellung von Paketen auf der sogenannten „letzten Meile“ über Lastenräder oder andere umweltfreundliche Transporter ermöglichen sollen. Dafür braucht es geeignete Flächen bzw. Immobilien für die Ablage, genauso wie das Zusammenspiel verschiedener Logistikunternehmen. Eine Container-Lösung, wie sie zuletzt in Dortmund zum Einsatz kam, sei dabei für Münster aber nicht denkbar, machte Joachim Brendel, IHK Nord Westfalen, deutlich. Stattdessen sei eine Umnutzung leerstehender Immobilien die geeignetere Lösung. Benedikt Althaus vom Verband Verkehrswirtschaft und Logistik wies auf die Bereitschaft zur Kooperation verschiedener Logistiker für eine „White Label“ Lösung für Mikro Depots hin.

Kooperation war auch das Stichwort für einen weitergehenden digitalen Ansatz, der von Marcus Gessler von der Wirtschaftsinitiative Münster ins Spiel gebracht wurde: Statt lediglich ihr Paket zum Kunden auszuliefern, könnten Unternehmen geplante Fahrtwege auf einem digitalen „Marketplace“ anbieten oder nutzen und ggf. mit weiteren Zustellvorgängen kombinieren, um Kilometer, Kosten und Emissionen zu sparen. Mikro Depots zur Paketablage könnten hierbei zusätzlich angefahren werden. Wichtig sei, gleichermaßen Bedarfe und Angebote zu identifizieren: Wie die „letzte Meile“ in Münster anders und nachhaltiger gestaltet werden kann und welche Rahmenbedingungen, Chancen und Herausforderungen Maßnahmen wie Mikro Depots oder etwa Lieferungen durch Lastenräder haben, will die Stadt durch eine Machbarkeitsstudie untersuchen lassen, berichtete Dr. André Wolf von der Stabsstelle Smart City der Stadt Münster.

Bei allen Lösungen für eine bessere City Logistik steht aber die lokale Wirtschaft im Vordergrund: Wenn Kundinnen und Kunden beim lokalen Einzelhandel bestellen, so Karin Eksen vom Handelsverband NRW Westfalen Münsterland und IHK-Geschäftsbereichsleiter Joachim Brendel, profitieren nicht nur die Unternehmen, sondern profitiert auch die Umwelt, da kürzere Fahrtwege zwischen Handel und Endverbraucher entstehen. Mikro Depots wiederum könnten dabei der Schlüssel zur nachhaltigeren Belieferung des Einzelhandels sein. Die Beteiligten versprachen, diese Lösung weiterzuverfolgen und als Angebot für Münster prüfen.